Wettbewersvorteil Stil

Freitag, 27 November 2015 | verfasst von Nina Piechatzek


Wettbewerbsdifferenzierung ist ein unternehmerisches Erfolgskriterium. In persönlichkeitsfordernden Berufen liegt – Fachlichkeit vorausgesetzt – im Stil des Anbietenden wesentliches Differenzierungspotenzial.


Ist der Kunden-Kopf überfordert, entscheidet dessen Bauch

Mit Pionierprodukten, speziellen Problemlösungen, Standort-, Vertriebskanal- oder Preisvorteilen ist Alleinstellung eindeutig herstellbar. Sobald sich Wettbewerber mit ähnlichen Angeboten im Markt befinden, neu eintreten oder Angebotsunterschiede undeutlich werden – was für ergebnisoffene individuelle Lösungen immer zutrifft – wird die Lage für Kaufentscheider unübersichtlich.

Statt einfacher >JA-Wahl< stehen die Angesprochenen vor einer>JA-aber-mit-wem/was-Entscheidung<. Diese Denkaufgabe ist komplex und anstrengend. Hier übernimmt das archaische Betriebssystem. Statt zeit- und energiezehrender Plausibilitäts- und Wahrscheinlichkeitsüberlegungen bedient sich der um eine Entscheidung ringende Mensch seinem Ur-Instinkt und überlässt das Handeln seiner Emotion. Der Volksmund nennt das Bauchentscheidung.

Auffallen um jeden Preis ist ein Jedermann-Plan

Gesendete Informationen erzeugen Reaktionen bei Adressaten. Die gesamte Bandbreite an Reaktionen ist möglich: von der Begeisterung und Zustimmung über die Kontroverse bis hin zu Desinteresse, Ablehnung, Unverständnis, Verunsicherung, gar Fremdscham.

Unternehmer können durch gezieltes Aussenden emotionaler Botschaften Neu- und Bestandkunden die Entscheidung im positiven wie negativen Sinne erleichtern. Die negativen Reaktionen erzeugen aus nachvollziehbaren, wirtschaftlichen aber auch persönlichen Gründen Zurückhaltung. Manch Mutige verirren sich im Versuch einfallsreicher Abgrenzung gar auf grotesk anmutende Wege. Empathische und feinsinnige Unternehmer verbergen ihre Besonderheiten, um „sicher zu gehen“ und um „niemanden zu vergraulen“, oft hinter austauschbaren Worthülsen und Allgemeingeschmack. Was sehr schade ist.

Persönlichkeiten treten vornehm aus der Reihe – sie zeigen Stil

Im Gegensatz zur Begierden und Zeitgeschmack getriebenen Mode überdauert Stil Trends. Er lässt Veränderungen in der Funktion zu, bleibt aber seinen Grundwerten treu. Stil schafft die belastbare Struktur für situationsgemäßen persönlichen und unternehmerischen Gestaltungs- und Handlungsspielraum.

Wer in anspruchsvollen Kundensegmenten erfolgreich sein oder bleiben möchte, verschenkt mit einem Streben nach Gleichsein sein Potenzial. In der Beratungsbranche schwingt bei Kunden neben dem Wunsch nach einer individuellen Problemlösung auch die Forderung nach Orientierung und Durchsetzung mit. Erst die eindeutige Positionierung und deutliche Haltung der Beraterpersönlichkeit machen ein Nutzenversprechen für Kunden griffig.

Positionierung und Haltung in der Kommunikation zu transportieren, gelingt durch überdachte, begründete, koordinierte und durchaus polarisierende Botschaften, Tonalität und Präsenz. Entscheidend sind Selbstreflexion, Fingerspitzengefühl und Rückgrat. Sie kristallisieren einmalige Persönlichkeiten heraus, die wiederum auf genau solche Persönlichkeiten anziehend wirken.

Zweite Karriere: Manager werden Unternehmer

Freitag, 27 November 2015 | verfasst von Nina Piechatzek


Der Perspektivwechsel vom arbeitgeberloyalen und umsetzungsstarken Lösungsdenker mit hohem Sicherheitsbedürfnis zum charismatischen und selbstgetriebenen Vordenker mit Risikofreude ist ein herausforderndes persönliches Entwicklungsfeld.


Mehr Gründer in zweiter Lebenshälfte

Laut der BMWi-Studie „Unternehmensgründungen und Gründergeist in Deutschland“ (Juni 2015) steigt die Zahl Gründender in der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren. Solchen Gründungen gehen unter anderem verantwortungsvolle Managementpositionen voraus, die die Gründenden in der Regel viele Jahre erfolgreich bekleidet hatten. Das Ende kann verschiedene Ursachen haben: personelle Umstrukturierungen in der vormals Arbeit gebenden Organisation, ein persönlicher Erschöpfungszustand – der ein Rückkehren oder Verbleiben im bisherigen Arbeitsumfeld unmöglich macht – der Wunsch noch einmal etwas Eigenes zu machen.

Umgang mit der eigenen Freiheit – eine der anspruchsvollsten Führungsaufgaben

Viele Spätentrepreneure starten mit Enthusiasmus. Die Unternehmerwelt wirkt auf sie offen, kooperationsfreudig und selbstehrlich. Sie reizt mit großen Spiel- und Freiräumen und vielen wohlmeinenden Angeboten. Besonders ehemals angestellten Menschen legt sich in diesem Umfeld ein Balsam auf das vom Scheuersack aus Hierarchien und Regeln angekratzte und konturlos geschliffene Selbst.

Aber: Der Umgang mit der eigenen Freiheit ist eine der anspruchsvollsten Führungsaufgaben überhaupt. Führen heißt, aus Menschen mehr herauszuholen, als diese allein für sich erreichen würden. Führung heißt Weitblick für Entwicklungswege und die Schaffung förderlicher Herausforderungen. Angestellte haben dafür Vorgesetzte. Manager agieren nach Unternehmenszielen und persönlichen Entwicklungsplänen. Unternehmer sind auf sich gestellt. Sie geben sich das Ziel selbst. Sie motivieren sich selbst. Und sie überwachen sich selbst.

„Was kann ich, wem nützt das und was will ich?“

Die größte Herausforderung liegt bei Gründungen von ehemaligen Führungskräften darin, die rein fähigkeits- und kundennutzenorientierte Betrachtung mit den vielschichtigen – oft sehr persönlichen – Lebenswünschen des Gründenden zu einer stimmigen Angebotspositionierung zu konzentrieren. Wer aus einem gewohnten Umfeld ins Neuland aufbricht, muss grundsätzlich neu über die Eigenwirkung lernen. Besonders, wenn mit dem Ende einer Angestelltensituation mitunter „schlagartig“ zwei der wichtigsten beruflichen Erfolgsfaktoren und Motivatoren abhandengekommen sind: Selbstsicherheit und klare Ziele.

Oft besteht zunächst ein großes Bedürfnis nach Profanität, Freundschaft, Familienleben. Es gibt viel nachzuholen. Die Zeit der Freistellung neigt sich allerdings schnell dem Ende zu. Die Einnahmesituation wird zum Thema. Die Fragen nach der Anschlussbeschäftigung drängender. Die Familie lebt weiter wie immer. Aber die eigene Veränderung macht gewahr, dass mit dem Ende der Angestelltenkarriere auch andere Lebenssäulen wanken. Selten sind diese Menschen in der komfortablen Situation sich noch einmal in vollen Zügen ausprobieren zu können.

Umso mehr spart schnelle Klarheit Geld und kostbare Lebenszeit. Klarheit ist das Ergebnis gelungener Selbstführung. Und Selbstführung gelingt am besten mit Zukunftsdenken, der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und hoher Selbstverbindlichkeit. Das Gute. Wer es wirklich will, lernt diese Dinge mit versierter Unterstützung schnell.