Zweite Karriere: Manager werden Unternehmer

Freitag, 27 November 2015 |


Der Perspektivwechsel vom arbeitgeberloyalen und umsetzungsstarken Lösungsdenker mit hohem Sicherheitsbedürfnis zum charismatischen und selbstgetriebenen Vordenker mit Risikofreude ist ein herausforderndes persönliches Entwicklungsfeld.


Mehr Gründer in zweiter Lebenshälfte

Laut der BMWi-Studie „Unternehmensgründungen und Gründergeist in Deutschland“ (Juni 2015) steigt die Zahl Gründender in der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren. Solchen Gründungen gehen unter anderem verantwortungsvolle Managementpositionen voraus, die die Gründenden in der Regel viele Jahre erfolgreich bekleidet hatten. Das Ende kann verschiedene Ursachen haben: personelle Umstrukturierungen in der vormals Arbeit gebenden Organisation, ein persönlicher Erschöpfungszustand – der ein Rückkehren oder Verbleiben im bisherigen Arbeitsumfeld unmöglich macht – der Wunsch noch einmal etwas Eigenes zu machen.

Umgang mit der eigenen Freiheit – eine der anspruchsvollsten Führungsaufgaben

Viele Spätentrepreneure starten mit Enthusiasmus. Die Unternehmerwelt wirkt auf sie offen, kooperationsfreudig und selbstehrlich. Sie reizt mit großen Spiel- und Freiräumen und vielen wohlmeinenden Angeboten. Besonders ehemals angestellten Menschen legt sich in diesem Umfeld ein Balsam auf das vom Scheuersack aus Hierarchien und Regeln angekratzte und konturlos geschliffene Selbst.

Aber: Der Umgang mit der eigenen Freiheit ist eine der anspruchsvollsten Führungsaufgaben überhaupt. Führen heißt, aus Menschen mehr herauszuholen, als diese allein für sich erreichen würden. Führung heißt Weitblick für Entwicklungswege und die Schaffung förderlicher Herausforderungen. Angestellte haben dafür Vorgesetzte. Manager agieren nach Unternehmenszielen und persönlichen Entwicklungsplänen. Unternehmer sind auf sich gestellt. Sie geben sich das Ziel selbst. Sie motivieren sich selbst. Und sie überwachen sich selbst.

„Was kann ich, wem nützt das und was will ich?“

Die größte Herausforderung liegt bei Gründungen von ehemaligen Führungskräften darin, die rein fähigkeits- und kundennutzenorientierte Betrachtung mit den vielschichtigen – oft sehr persönlichen – Lebenswünschen des Gründenden zu einer stimmigen Angebotspositionierung zu konzentrieren. Wer aus einem gewohnten Umfeld ins Neuland aufbricht, muss grundsätzlich neu über die Eigenwirkung lernen. Besonders, wenn mit dem Ende einer Angestelltensituation mitunter „schlagartig“ zwei der wichtigsten beruflichen Erfolgsfaktoren und Motivatoren abhandengekommen sind: Selbstsicherheit und klare Ziele.

Oft besteht zunächst ein großes Bedürfnis nach Profanität, Freundschaft, Familienleben. Es gibt viel nachzuholen. Die Zeit der Freistellung neigt sich allerdings schnell dem Ende zu. Die Einnahmesituation wird zum Thema. Die Fragen nach der Anschlussbeschäftigung drängender. Die Familie lebt weiter wie immer. Aber die eigene Veränderung macht gewahr, dass mit dem Ende der Angestelltenkarriere auch andere Lebenssäulen wanken. Selten sind diese Menschen in der komfortablen Situation sich noch einmal in vollen Zügen ausprobieren zu können.

Umso mehr spart schnelle Klarheit Geld und kostbare Lebenszeit. Klarheit ist das Ergebnis gelungener Selbstführung. Und Selbstführung gelingt am besten mit Zukunftsdenken, der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und hoher Selbstverbindlichkeit. Das Gute. Wer es wirklich will, lernt diese Dinge mit versierter Unterstützung schnell.